WJEM 2016 – Analysen (Tage 1-4) (Update: 1.4. nachmittags)

Marius und Noah sind in der U18 im Mittelfeld gesetzt und haben natürlich auch einige interessante Partien gespielt. Nach einem glatten Auftaktsieg und einer ebenso glatten Niederlagen gegen Kornel Maj traf Marius auf Christian Waibel und kam aus der Eröffnung mit Vorteil heraus.

Waibel, Christian – Hurm, Marius

nach 17.Se4

nach 17.Se4

Schwarz hat Vorteil aufgrund seines aktiven Läufers, des Vorpostenspringers und seines Einflusses im Zentrum. Trotzdem muss man sich erst einmal trauen, das (richtige) 17…f5 zu spielen. 18.Sg3 Sxc3 19.bxc3

2016_WJEM_WaibelHurm2

nach 19.bxc3

Wie geht es weiter? Jetzt sollte der Vorteil von Schwarz deutlich erkennbar sein. Das gegnerische Läuferpaar wurde halbiert und der Lb7 ist dem Ld3 deutlich überlegen. Aber auch hier sieht der richtige Zug verdächtig aus. Marius spielte 19…f4? 20.Se4 Lxe4? und gab damit innerhalb von zwei Zügen alle seine Vorteile auf. Richtig wäre die Fortsetzung 19…g6! Damit öffnet zwar Schwarz seinen König, aber durch seine Zentrumskontrolle kann Weiß das nicht ausnutzen. In der Folge platziert Schwarz erst alle seine Figuren aktiv und spielt dann gegen die schwachen weißen Bauern, eventuell mit Drohungen gegen den weißen König. In der Partie folgte 21.Lxe4 Ta7?

2016_WJEM_WaibelHurm3

nach 21…Ta7

Nach drei schwachen schwarzen Zügen hat sich das Blatt komplett gewandelt. Und nun ist sogar eine direkte taktische Entscheidung möglich: 22.Lxh7! Kh8 (22…Kf8 hält noch halbwegs) 23.Lg6! (23.Dh5? Sf6) und kurze Zeit später gab Marius auf.

Die Viertrundenpartie gegen David Ringhut startete andersherum: Marius kam in der Eröffnung in Nachteil. Im neunten Zug unterlief ihm ein grausiger Fingerfehler mit 9…b5??

Ringhut, David – Hurm, Marius

nach 9...b5

nach 9…b5

Der Ulmer erkannte sofort seine Chance: 10.e5! +- und Schwarz steht praktisch platt. 10…Dxe5 scheitert an 11.Sxc6. Also muss der Springer weg – aber wohin? 10…Sg8 ist die natürliche menschliche Reaktion. Wie schlecht Schwarz steht, erkennt man daran, dass mein Houdini das Figurenopfer 10…Sg4 11.Lxg4 Sxe5 sogar als besser bewertet. 11.Sxc6 bxc6 12.Lf4?! Weiß steht zwar auf Gewinn, aber wie das so ist mit Entwicklungsvorsprung – man muss schnell handeln, sonst entgleitet er wieder. Sofort 12.Se4 geht und wäre besser gewesen.12…Lb7 13.Se4 c5 14.Sd6+?! Wieder bewegt sich Weiß in die falsche Richtung. Figurenabtausch hilft hier Schwarz, der sehr beengt steht. 14…Lxd6 15.exd6 Dd7 16.Lxb7?! Was habe ich gerade gesagt? 16…Dxb7 17.Dg4? Vermutlich hat David diesen Zug schon von Anfang an geplant und sich auf ihn verlassen.

nach 17...Dg4

nach 17.Dg4

Muss Schwarz jetzt nicht entweder das hässliche Kf8 oder das hässliche g6 (oder f5 – Moritz) spielen? 17…Sf6! Leider nein! 18.Dxg7 scheitert an 18…Tg8 und es hängt auf g2 durch. 19.d7+ geht auch nicht, nach 19…Ke7 hat sich nichts geändert – und das Figurenopfer 20.Ld6+ Kxd6 ändert auch nichts. 18.d7+ Ke7 19.Dg5 Dd5

nach 19...Dd5

nach 19…Dd5

Der Damenabtausch würde Schwarz entlasten, also sollte Weiß ihn vermeiden… 20.Tad1?! 20.Dg3 hält noch Vorteil fest. 20…Dxg5 21.Lxg5 Tad8?! (21…Ta7 bringt Schwarz in leichten Vorteil) 22.Le3 Sxd7

nach 22.Sxd7

nach 22.Sxd7

Schwarz steht trotz Mehrbauern und keiner direkten Angriffsmöglichkeit für Weiß so passiv, dass er sich nicht befreien konnte. Allerdings ist auch für Weiß kein Vorteil dabei und so wurde Remis vereinbart.

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