Deutsche Vereinsmeisterschaft U14 2016 – Runde 1&2

Ende des Jahres laufen die deutschen Vereinsmeisterschaften in den Klassen U10 bis U16 und die Königskinder sind mit drei Mannschaften vertreten. Übrigens: Außer uns entsendet Württemberg noch drei Bebenhäuser und eine Heilbronner Mannschaft. Während Heiner die U10 und U12 in Magdeburg betreut, kümmere ich (Martin) mich um die U14 Mannschaft (Philipp, Mathis, Moritz und Yannik) in Düsseldorf (DVM U14, 26.–30.12.2016 (Deutsche Schachjugend)). Ausführlichere Berichte sind auf unserer Hauptseite zu finden, hier möchte ich nur wichtige und interessante Punkte aus den Partien vorstellen.

In der ersten Runde trafen wir auf den Verein SV Dresden-Leuben. Während Moritz an Brett 3 recht unspektakulär verlor, waren die restlichen Partien hat umkämpft. Mathis erzielte dabei am Ende unseren einzigen Punkt in einer der besten Jugendpartien, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Bühne frei!

Bui, Hai Lam (1884) – Hofele, Mathis (1703)

nach 9...Sd7

nach 9…Sd7

Schwarz ist gut aus der Eröffnung gekommen. Weiß hat keine richtige Ahnung, was er machen soll und die nächsten Züge belegen dies eindeutig.

10.Tb1 Sb6 11.Sc1 Sc4 12.S1e2 Dd7

nach 12...Dd7

nach 12…Dd7

In drei Zügen hat Weiß es also geschafft, seinen Turm nach b1 zu bringen, während Schwarz seinen Springer nach c4 (immerhin hat nun der Tb1 eine Aufgabe) gestellt und seine Dame entwickelt hat. In den nächsten Zügen zieht nun auch Mathis etwas planlos umher, aber die weiße Stellung ist bereits schlecht.

13.a3 Lf8 (sofort nach d6 wäre besser) 14.Sf4 Tab8 (was macht der Turm hier? Symmetry?) 15.Sa2 (keine Sorge, am Königsflügel wird nichts passieren) Ld6 hier steht er richtig.

Nun bringt Schwarz langsam seine Figuren in Stellung für den Königsflügelangriff. Wir überspringen die weiteren Züge (in denen Schwarz sich eine Gewinnstellung erarbeitete) und kommen direkt zu der entscheidenden Stellung

nach 21.h4

nach 21.h4

Mathis zog hier 21..Dg4 und gewann die Figur nach 22.Sf4 (was sonst?) g5! 23.b3 gxf4 24.exf4 Sb6. Wirklich zu kritisieren ist dies nicht, aber es gab hier die Gelegenheit zu einem schönen Opfer.

21…Lxg3!! Die Ausrufezeichen sind mehr für das Spektakel. Die ästhetischste Variante ist 22.Kxg3 (22.fxg3 Sxe3 23.Kg1 Dh1 24.Dd2 Dxg3 25.Kh1 Te4) Sxe3! 23.fxe3 Txe3+ und Schwarz hat mit einem doppelten Figurenopfer den Schutzwall komplett aufgelöst. Vier weiße Figuren schauen jetzt am Damenflügel zu, wie der eigene König von Dame und Turm mattgesetzt wird.

21…De4+ 22.Kg1 Dg4 ist übrigens laut Computer noch stärker.

Ein Wechselbad der Gefühle erlebte Philipp.

Staufenberger, Philipp (1829) – Wong,Gengchun (2028)

nach 15...exd5

nach 15…exd5

Philipp traf hier die Entscheidung, mit 16.cxd5 zurückzuschlagen. Eine Entscheidung, die ich in der späteren Analyse durchaus verstehen konnte und guthieß. Es sieht zwar riskant aus, baut aber ein starkes Zentrum auf. Leider plädiert der Computer für das Gegenteil und er hat starke Argumente auf seiner Seite. Das stärkste ist 16…Sf6 17.f3 Lxd5! 18.exd5 Sxd5

Analyse: Nach 18...Sxd5

Analyse: Nach 18…Sxd5

Weiß ist ziemlich hilflos. Das stärkste ist noch 19.Kf1 Sc3 20.Dc1 Sxb1, aber dann spielt Schwarz mit Turm und 2 Bauern gegen S+L und der weiße Königsflügel ist nicht entwickelt.

Philipp fühlte sich hier sehr wohl, obwohl dies objektiv nicht bestätigt werden kann. Nach und nach gelangte er aber tatsächlich in Vorteil. Nach der Zeitkontrolle hatte er bereits großen Vorteil.

nach 40.Kd8

nach 40…Kd8

Hier verpasste er eine gute Chance, die Partie klar zu entscheiden und spielte 41.Kxc4. Verständlich, aber 41.e5 schnürt den Gegner extrem ein, da 41…Sxe5 scheitert: 42.Tf8+ Kc7 43.Sb6 Kb8 44.Sd6 Tc7 45.Kxe5.

Die Entscheidung fiel kurze Zeit später.

nach 49...Sd6

nach 49…Sd6

Die Drohung ist bereits eingezeichnet und Philipp sah sie auch klar – aber ein Fingerfehler und die Partie war verloren: 50.Ke5?? Sxe8

Es gewinnt 50.f6 h4 51.f7 Sxf7 52.Lxf7 h3 53.Ke5! und das Schach d6 macht rechtzeitig den Weg für Ld5 frei.

Es war also mehr drin. Noch mehr, wenn wir uns die Partie an Brett 4 anschauen.

Wong, Kar Yan (1779) – Hurm, Yannik (1450)

nach 32.Td2

nach 32.Td2

Schwarz steht zwar schlechter, aber er hat eine schöne Blockadestellung errichtet. Tb8 oder Td8 bieten sich an, auch Tfc8 ist vermutlich ausreichend. Unnötig schwer macht es sich Schwarz dagegen mit dem “Reflexzug” 32…Sxd3. Weiß kam nun in Vorteil, verlor diesen wieder und sie landeten im Turmendspiel.

nach 47...Te2

nach 47.Te2

Die Stellung ist Remis – wenn, ja wenn Schwarz die Türme auf dem Brett behält. Nach 47…Txe2 war die Partie bald verloren und Yannik um eine Erfahrung reicher.

Kommen wir zu leichterer Kost. In der Runde zwei trafen wir auf die schwächere Mannschaft aus Stadtilm und fuhren ein lockeres 3,5-0,5 ein. Locker gewann Philipp an Brett 1 und zeigte einen schönen Abschluss.

Wolff, Philipp (1547) – Staufenberger, Philipp (1829)

nach 35.Txc3

nach 35.Txc3

35…Txf7! 36.Tc7 Tef8 37.Tc1 Dxc1! 0-1

Mehr Arbeit hatte Yannik. Kurioserweise folgte seine Gegnerin exakt den Zügen von Mathis Gegner an Brett 2, sodass nach 15 Zügen dieselbe Stellung auf dem Brett stand. Ob das eine so kluge Strategie gegen stärkere Gegner ist? Yannik baute einen Königsangriff auf und gewann einen Bauern

nach 18...De6

nach 18…De6

verpasste dann aber die erste Chance. 19.Sgf5 Sxf5 20.Sxf5 gewinnt noch mehr, da nach 19…gxh6 Schwarz die Dame geben muss: 20.Dg3 Sg4 21.Dxg4 Dg6 und den Rest überlasse ich dem aufmerksamen Leser.

hurm_pflugradt_2

nach 28…Td

Viel schwieriger zu sehen dagegen das hier. Nach dem gespielten 29.Lxd6+ Dxd6 hat Weiß nur einen geringen Vorteil wegen dem Röntgenstrahl in der g-Linie. Dagegen gewinnt das nicht wirklich offensichtliche 29.Dd8 Kg7 30.Tg3 Sg6 31.Dg5.

Weiß verzichtet auf die Qualität und bleibt im Angriff, z.B. 31…Tdd8 32.Le3 Th8 33.f4!

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