WEM in Bisingen (8)

Heute war wieder ein schöner Tag für die Königskinder. Sowohl Michael als auch ich gewannen unsere Partien und spielen morgen beide an Brett 1. Wir beide haben außerdem in dieser Runde jeweils das erste mal mit Schwarz beziehungsweise Weiß voll gepunktet.
Vor der Partie war mein üblicher Optimismus kaum vorhanden. Zu unbekannt erschien mir das Latzke’sche Eröffnungsrepertoire, so dass ich nur versuchen konnte, eine ruhige und nicht forcierte Eröffnung zu wählen. Zum Nachspielen der Anfangszüge empfehle ich wieder die SVW Seite: http://wem.svw.info/wem_13/13_partien.shtml#mt

Schmidt,Martin (2061) – Latzke,Boris Alexander (2191)

1.e4 c6 Und da ging meine Vorbereitung ohnehin dahin… 2.d4 d5 3.exd5 cxd5 4.c4 Sf6 5.Sc3 e6 6.Sf3 Lb4 7.Ld3 dxc4 8.Lxc4 0-0 9.0-0 Lanka empfiehlt ja das Zurückstellen der Rochade, um nun mit Sg5 und ggf. h4 angreifen zu können. Mit meinem Läufer auf c4 und dem gegnerischen auf b4 erschien mir das allerdings wenig erfolgsversprechend. 9…Sc6 10.Lg5 Le7 11.Dd2 Der übliche Plan ist eher a3, gefolgt von Lc4-b3-c2 und Dd3, um eine Dame-Läufer Batterie aufzubauen, wie mir Michael später erklärte. Dd2 erschien mir aber auch logisch – ich verbinde die Türme, stelle sie auf d1 und e1 und schaue mal, was dann kommt. 11…b6 12.Tad1 Lb7 13.De2 Unterstützt den Läufer auf c4 und den Springer auf f3. Sonst macht dieser Zug eigentlich nicht viel, ist aber laut Houdini sogar der beste – mit 0.02 Bauerneinheiten Vorsprung vor Tfe1. Zumindest bei geringer Rechentiefe. Danach verschiebt es sich auf Se5 – mit 0.01 Bauerneinheiten Vorsprung vor De2. Schade – ich dachte, die Partie wäre von mir besser gespielt gewesen…13…Sb4 14.Se5 Sbd5

SchmidtLatzke1Die Eröffnung kann spätestens mit diesem Zug als beendet angesehen werden. Houdini möchte jetzt am liebsten mit Sxd5, Ld2 und Tc1 die gesamte weiße Aufstellung wieder ändern – ich hatte das nicht vor, sondern spielte 15.Td3 Die Absicht ist klar: Weiß möchte zum Königsflügel schwenken und Matt setzen. Latzke versank für ungefähr eine halbe Stunde in Nachdenken, bevor er 15…Sxc3 spielte. Der kritische Zug wäre 15…h6 gewesen – darauf kann Weiß mit 16.Lxh6 das Dauerschach erzwingen. 16.bxc3 Sd5 17.Lxe7 Dxe7 18.Tg3 f6 dieser Zug schwächt die Königsstellung und macht einen merkwürdigen Eindruck, wird aber auch von Computer bevorzugt.

Analysediagramm

Analysediagramm nach 19…Sg6

Lustig ist hier die Variante 18…Sf4 19.Dg4 Sg6. Weiß bekommt gutes Spiel mit Te1, versucht er aber 20.h4 Dxh4 21.Sxg6 Dxg4 mit dem vermeintlichen Figurengewinn  22.Se7+ Kh8 23.Txg4 gibt es ein böses Erwachen… 23…Tae8 und der Springer ist gefangen. Danach steht Schwarz leicht besser, auch wenn die Partie sich noch vollständig in Remisbreite bewegt.

19.Sg4 Kh8 20.Te1 Dc7 Während der Partie kam mir dieser Zug sehr stark vor, aber tatsächlich wäre 20…Sf4 noch besser gewesen. Der Springer steht hier aktiv und Schwarz übernimmt wohl die Initative – daher hätte man ihn einen Zug vorher beseitigen sollen. Das kommt nun 21.Lxd5 Lxd5 22.Th3 Tac8 23.Dd3

SchmidtLatzke2

Die Drohung ist recht offensichtlich – und wie verteidigt man hier? 23…h6 verliert nach 24.Sxh6, 23…g6 wegen 24.Dxg6. Bleiben also das etwas krumme 23…g5 sowie das gespielte

23…f5 Danach bekommt der Springer aber mit 24.Se5 ein wunderbares Feld. 24…Kg8 25.De2 Tf6 26.f4 mit Remisangebot. Wir waren beide knapp an Zeit und obwohl ich damit rechnete, dass Boris das Angebot ablehnt, wäre ich mir einem Remis wohl einverstanden gewesen. So kostete es ihn einige Minuten… 26…h6 Noch eine Schwäche…27.Tg3 Le4 28.Dh5 De8 29.Tee3 Der Computer möchte 29.Sg4 sehen, nach fxg4 fällt der Läufer e4 und bald auch der Bauer auf g4… 29…De8 30.De2 Ld5 31.h3 Da4 32.Dh5 Lxa2?

SchmidtLatzke3Und nun entscheidet bereits 33.Txg7 Kxg7 34.Tg3+ Kf8 (34…Kh7 35.Tg6!) 35.Dh4! die Partie. 33.Dh4? Kh7? 34.Txg7+ Kxg7 35.Tg3+ Kh7 36.Dxf6 1-0

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