Die dritte Partie dieser Serie (vorletzte Runde) war eher taktisch geprägt. Ich hätte meinen Vorteil etwas souveräner verwerten sollen, aber so ergaben sich wenigstens noch ein paar unterhaltsame Stellungsbilder.
Schwerteck,Michael – Gil,Arthur
Malta Open (8.15), 18.11.2016 [Schwerteck,Michael]
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6 7.Lg5 a6 8.Sa3 b5 9.Sd5 Le6?! Ein übliches Feld für den Läufer, aber hier kommt der Zug zu früh. Normal ist natürlich 9…Le7.
10.c3 Le7 11.Lxf6 Lxf6 12.Sc2 Lg5 13.a4
13…Tb8 Ein Zugeständnis, das Weiß in dieser Eröffnung sonst selten herauskitzeln kann. Die sonst übliche Reaktion bxa4 (mit anschließendem Gegenspiel auf der b-Linie) ist hier allerdings auch nicht toll, u. a. weil nach Txa4 direkt der Ba6 hängt.
14.axb5 axb5 15.g3!? Objektiv vielleicht nicht das Beste (natürlich vernachlässigt es die Entwicklung), aber die taktischen Hintergedanken machten sich bezahlt. Mit ähnlichen Ideen kam auch direkt 15.h4!? in Betracht, da die Annahme des Bauernopfers ziemlich riskant wäre.
15…0–0 16.h4 Lh6 17.Ta6
Das war die Idee. Da das wünschenswerte 17…Dd7 nun an 18.Txc6 scheitert und ich die Computerlösung 17…Lxd5!? 18.Dxd5 Se7 19.Dxd6 Lc1! nicht sah, hielt ich 17…Ld7 für erzwungen, wonach am einfachsten 18.Le2 mit bequemem Vorteil folgt. Schwarz steht unkoordiniert und laboriert an den Schwächen d6 und b5.
17…Se7?? Das wäre als Bauernopfer durchaus clever, aber es wird leider ein bisschen teurer.
18.Txd6 Hoppla. Das war jetzt aber auch nicht so furchtbar schwierig. Viel schwächer wäre hingegen das von meinem Gegner erhoffte 18.Sxe7+ Dxe7 19.Dxd6 Db7 20.Dc6 Dxc6 21.Txc6 Tfd8 mit prächtiger Aktivität für den Bauern.
18…Sxd5!? Das hatte ich überhaupt nicht auf dem Zettel. Gerechnet hatte ich nur mit 18…Dxd6 19.Sf6+ gxf6 20.Dxd6 Sg6, wonach Weiß wegen seines Entwicklungsrückstands noch ein bisschen aufpassen muss, sich aber letztlich konsolidieren sollte.
19.Txd8 Tbxd8
20.Ld3? Zu oberflächlich gespielt, so dass die Partie doch noch spannend wird. Ich habe durchaus gesehen, dass Schwarz nach 20.exd5 Lxd5 21.f3 eigentlich nichts hat (außer einer Dame weniger), aber es sah hässlich aus und ich dachte, ich könnte auch recht locker auf die Figur verzichten.
20…Sb6! Erst jetzt kapierte ich, dass mir seine aktiven Figuren noch einigen Ärger machen. Selbst wenn ich nur einen Bauern zurückverliere, ist die Lage schon gar nicht mehr so klar.
21.De2?! Objektiv nicht das Beste, auch wenn es sich in der Partie bewährte. Auch 21.0–0 Sc4 und 21.Df3 Sc4 waren nicht so klar. Am besten hätte ich wohl mit 21.Sb4 angefangen, um die zusätzliche Option Dc2 zu haben, wonach der Ld2–Trick aus der nächsten Anmerkung nicht funktioniert.
21…Lc4? Das sieht auf den ersten Blick prima aus, und ich dachte auch, dass es seine beste Chance ist, aber letztlich funktioniert es nicht.
Wir haben beide übersehen, dass 21…Sc4! 22.Sb4 Ld2+! 23.Kf1 Sxb2! aufgrund der Fesselungsmotive einen Bauern zurückgewinnt, wonach der weiße Materialvorteil schwer zu verwerten ist.
22.Sb4 Txd3 23.Sxd3 Td8
Sieht schlimm aus, aber seine Grundreihenschwäche verschafft mir eine taktische Lösung.
24.0–0! Txd3 24…Lxd3? 25.Td1+–
25.Td1 Td7 25…Txd1+? 26.Dxd1 geht nicht, weil sofort sein Springer verloren geht.
26.Txd7 Sxd7 27.Dd1
27…Le6? Mein Gegner glaubte nicht mehr an seine Chance und ergab sich fast kampflos in sein Schicksal. Natürlich musste er 27…Sf8 probieren, was mir noch gar nicht hundertprozentig klar war. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass er am Damenflügel eine Figur geben muss, wonach das Endspiel Dame gegen zwei Leichtfiguren mit Bauern am selben Flügel herauskommt. Mutmaßlich ist das technisch gewonnen (auch wenn ich es noch nie gesehen habe), aber es wäre zumindest noch ein längeres Stück Arbeit gewesen.
28.Dd3 g6?! Nicht einmal einen Doppelbauern will er mir machen (28…b4).
29.Dxb5 Mit zwei verbundenen Freibauern ist es natürlich einfach.
29…f5 30.c4 fxe4 31.c5 e3 32.c6 Sf6 33.c7 exf2+ 34.Kxf2 Sg4+ 35.Ke2 Kf7 36.Db7
1–0