Auf Platz 8 geklettert – aber reicht das?

Verbandsliga, 7. Runde: SV Ebersbach – SG KK Hohentübingen 4:4

Wahrscheinlich ist der Patient doch dem Tode geweiht, aber zumindest zuckt er noch. Eigentlich ist es kaum zu verstehen: Gegen ersatzgeschwächte oder gar unterbesetzte Mannschaften aus dem Mittelfeld gibt es ein ums andere Mal auf die Mütze, aber gegen den in Bestbesetzung antretenden Tabellenführer hält man plötzlich voll mit. Wie kann das sein? Hoffnungen hatte der Tübinger Tabellenvorletzte jedenfalls kaum, als er u.a. mit zwei jungen Bezirksligaspielern zum scheinbar übermächtigen Gegner fuhr. Es schien klar, dass man die freundliche Bewirtung nicht mit Geld, aber mit Punkten würde bezahlen müssen. Es ging auch dementsprechend schlecht los, indem einer der Debütanten, Mathis Hofele (8), in guter Stellung einen Turm einstellte. Darauf war er erst einmal untröstlich, konnte sich aber immerhin von Hartmut Hehn bescheinigen lassen, bis dahin „super gespielt“ zu haben. Ganz gut, zumindest optisch (Läuferpaar, Raumvorteil), sah es auch für Michael Schwerteck (3) aus, nachdem Bernd Grill ausgangs der Eröffnung zwei Tempi verloren hatte, aber einfach war es trotzdem nicht. Der Computer zeigt um den 18. Zug herum klaren Vorteil an, ohne aber besonders zielführende Ideen vorzuschlagen. Wenn man außer Form ist, sind solche Stellungen oft besonders heikel, wo man glaubt, etwas nachweisen zu müssen, aber einfach nichts Konkretes findet. So war es fast die logische Konsequenz, dass der Teamchef sich verzettelte, in Zeitnot kam und ausgekontert wurde. Wobei die Maschine einen Zug (!) vor Schluss noch glatten Ausgleich anzeigt, weil in vermeintlicher Schrottstellung mit Minusbauer plötzlich die tollsten Sachen gehen. Das verstehe, wer will.

Nach diesem 0:2-Fehlstart ging es jedenfalls deutlich aufwärts. Zunächst kam Jörg Jansen (6) gegen Ulrich Junger in einer komplizierten Partie zu einer gerechten Punkteteilung, nachdem beide Seiten Chancen ausgelassen hatten. Dann feierte mit Noah Maurer (7) der zweite Debütant einen schönen Erfolg gegen Michael Mehrer, indem er gemäß Lankas „Fisimatenten“-Technik die gegnerische Dame in sein „Zelt“ lockte und gefangen nahm. Gut gemacht, Gratulation! Auch Matthias Hönsch (1) zeigte nach zwei Niederlagen wieder seine ganze Klasse. Gegen Dietmar Kessler kam er mit Vorteil aus der Eröffnung und baute diesen im weiteren Verlauf konsequent aus.Mit guter Technik ließ er dem Ebersbacher keine Chance. Im Gegenzug konnte allerdings Nils Müller (5) sein unangenehmes Endspiel gegen Werner Junger nicht halten. Mit einem schlechten Läufer gegen einen wendigen Springer war es einfach schwierig und auch die Hoffnungen auf eine Festung erfüllten sich nicht.

In einer irren Partie stellte Lauritz Jansen (4) wieder den Ausgleich her. Ralf Warthmann spielte gegen ihn scharf auf Sieg und scheute auch vor Opfern nicht zurück. Kurz vor der Zeitkontrolle hatte Lauritz einen Turm mehr, musste sich aber bei knapper Zeit eines heftigen Angriffs erwehren. Mit welcher Coolness er diese Situation bewältigte, war schon beeindruckend. Mit einem Lied auf den Lippen ließ er seinen König quer über das volle Brett wandern, lief in diverse Abzugsschächer und tat so, als verliefe alles nach Plan. Tatsächlich gab es kein Matt und nachdem auch die Schachs zu Ende gingen, kam der tödliche Gegenangriff. Atemberaubend! Zunächst schien nun sogar ein Mannschaftssieg im Bereich des Möglichen, da Martin Schmidt (2) über eine aussichtsreiche Stellung verfügte. Als Michael Rupp Remis anbot, lehnte Martin zunächst ab, fand dann aber keine Möglichkeit, den Druck zu erhöhen und willigte einige Züge später doch in die Punkteteilung ein. Erst nachträglich stellte sich heraus, dass Martin an einer Stelle ein forciertes Matt ausgelassen hatte. Schade, aber es war trotzdem ein schöner Achtungserfolg für die Königskinder. Es sieht allerdings danach aus, dass dieser zu spät kommt, denn wahrscheinlich wird es drei Absteiger geben und der viertletzte Platz ist zwei Runden vor Schluss vier Punkte entfernt. Trotzdem wird hoffentlich weiterhin so engagiert gekämpft, man weiß ja nie…

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