Verbandsliga, 6. Runde: SG KK Hohentübingen – SC Weiler 3:5
Ist die Luft schon raus beim Tabellenvorletzten der Verbandsliga? Zumindest nach dem schlappen Auftritt gegen Weiler zu urteilen, könnte man es meinen. An sich waren die Rahmenbedingungen nicht schlecht, um mal wieder zu punkten: Hohentübingen trat nahezu mit den Top 8 an, nur ganz hinten sprang Bernd Staufenberger kurzfristig für Kai Schumann ein. Der Gegner hatte derweil Probleme und trat nicht einmal vollständig an. Brett 3 fehlte sowieso und am Spieltag blieb dann auch noch Brett 2 im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke. Der arme Kerl stand offenbar rauchenderweise am Bahnsteig, als eine mächtige Gravitationswelle die Raumzeit erschütterte, so dass der eben noch anwesende Zug plötzlich schon abgefahren war. Solche Sachen passieren ja heutzutage. Um keinen Spieler mit einer kampflosen Niederlage zu belasten, ließ Weiler Brett 8 entfallen, zudem waren die Bretter 6 und 7 mit DWZ 1780 bzw. 1562 nicht direkt furchterregend besetzt.
Also alles angerichtet für einen oder gar zwei Mannschaftspunkte? Pfeifendeckel. Zunächst wartete Bernd Staufenberger (8) pflichtbewusst ab, ob nicht doch innerhalb von 30 Minuten ein Schachfreund namens Entfällt auftauchen würde, danach folgte eine Enttäuschung nach der anderen. Die vorderen Bretter gingen sang- und klanglos unter, die hinteren konnten nicht gewinnen. So qualifiziert man sich hochverdient für die Landesliga. Die genaue zeitliche Abfolge des Trauerspiels ist dem Berichterstatter Michael Schwerteck (3) schon gar nicht mehr erinnerlich. Er selbst bekleckerte sich jedenfalls auch nicht mit Ruhm, da er das Gambitspiel von Milan Srba deutlich unterschätzte. Ähnlich wie im Spiel gegen Langenau wähnte er sich immer noch in einer annehmbaren Lage, als er in Wirklichkeit schon seit mehreren Zügen glatt auf Verlust stand. Die bittere Erkenntnis kam erst, als die gegnerische Kavallerie einritt und alles niedermetzelte. Kaum besser erging es Martin Schmidt (2), der nach eigener Aussage seine Angriffschancen am Königsflügel über- und Niklas Wunders Gegenspiel am Damenflügel unterschätzte. Nach 30 Zügen war Martin sogar an beiden Flügeln platt und streckte die Waffen.
Dazu passt thematisch die Niederlage von Nils Müller (5) gegen das andere Wunder-Kind (Fabian). Auch in dieser Partie gab es Angriffe auf verteilten Flügeln, was zumindest bei flüchtiger Betrachtung zunächst recht spannend aussah, aber schließlich ebenfalls mit einem Sieg für Weiler endete. Selbst der sonst so solide Matthias Hönsch (1) fügte sich nahtlos ein und ließ sich mit relativ einfachen Mitteln auseinandernehmen. Gegen Benedict Hasenohr wäre wohl ein Eselsohr in Form von a7-a6 angebracht gewesen, denn nach Lf4 und Sb5 gab es recht schnell ein Debakel auf den schwarzen Feldern. Irgendwo zwischendrin gab es auch noch ein Remis von Heiner Uhlig (7), der Mirko Staresina nicht in Verlegenheit bringen konnte.
Jörg Jansen (6) war gegen Tobias Pfanner zumindest die ganze Partie über am Drücker, konnte aber nicht mehr herauspressen als ein Endspiel mit einem Mehrbauern von eher symbolischem Wert. Lauritz Jansen (4) wirkte zunächst wenig aufgeweckt und und wollte an Brett 3 spielen. Da gehört er wahrscheinlich auch hin, aber sein Teamchef musste ihn leider doch verdrängen. In der Partie war Lauritz deutlich wacher, setzte Frantisek Hosticka unter Druck und gewann eine Qualität. Die Verwertung wäre nach der Zeitkontrolle wohl noch ein hartes Stück Arbeit gewesen, aber die weit angereisten Gäste, die ja den Mannschaftssieg schon längst sicher hatten, wollten das Spiel beenden und boten einen kleinen Deal an: Macht Papa Jansen remis, bekommt der Sohn den vollen Punkt. Mehr wäre sowieso nicht drin gewesen, also ließen sich die beiden darauf ein. So gab es noch ein wenig Ergebniskosmetik, aber ein 3:5 gegen sieben nicht übermächtige Gegner ist natürlich kein gutes Ergebnis. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird nächste Saison wieder eine Klasse tiefer gespielt, was aber angesichts der zunehmend schwierigen Personalsituation vielleicht ohnehin besser ist.