Also am Samstag der nächste Versuch, frischen Mutes gegen Marc Gustain. Ein unangenehmer Gegner, nicht nur wegen seiner beträchtlichten Spielstärke sondern auch wegen des oft gemeinsam zurückgelegten Weges von der Haltestelle in Grunbach zum Spiellokal. Nachdem ich mich erstmals recht variantengenau vorbereitet habe, warf er die komplette Vorbereitung bereits im zweiten Zug mit der O’Kelly-Verteidigung im Sizilianer über den Haufen, behandelte die entstehende französische Struktur aber nicht genau.
Schmidt, Martin – Gustain, Marc
Keine schöne Stellung für Schwarz. Die Idee von a6 ist hier eigentlich der Abtausch des starken französischen Läufers mit Lb5, das verpennte Schwarz aber irgendwie. Nun hat insbesondere der Springer e7 und auch der Läufer auf f8 Probleme.
10.Ld2?! Wie habe ich mich später über diesen Zug geärgert… Er erlaubt zwar, b4 zu spielen, aber wichtiger war die nochmalige Überdeckung des d4. Der Sc2 könnte auch mit Tc1 gedeckt werden, da muss der Turm ohnehin hin. Aber noch ist nichts verloren… 10…Sg6?! 11.h4! Eine typische Idee. Es droht h5. 11…h5 rennt lediglich in 12.Lxg6 fxg6 13.Dc2 (hier verhindert der Ld2 auch das viel flexiblere 13.Dd3..) 13…Se7 14.Lg5 und Schwarz muss 14…Kf7 ziehen, mit allen unangenehmen Folgen der verhinderten Rochade 11…Sge7 12.b4 b5 13.Se2 Db6 14.0-0 Sf5 15.Le3 (was habe ich oben gesagt? Stünde der Läufer schon hier könnte Weiß einfach 15.g4 ziehen) 15…Le7 16.Lxf5 exf5 17.Sf4 Le6 18.Sg5 Lxg5 19.hxg5 Se7
Weiß steht gut, aber nicht überragend. Ein guter Zug wäre zum Beispiel 20.Tc1. Auch der folgende Zug ist in Ordnung, aber er kommt zu früh – Schwarz muss erst die kurze Rochade machen. 20.g3 h6!? 21.Sh5 Das einfache nehmen wäre wohl besser gewesen. Houdini schlägt vor 21.Sxe6 fxe6 22.gxh6 gxh6 23.Dh5 Kd7, aber mir gefällt der Abtausch des Springers gegen den Läufer nicht. 21…hxg5 22.Lxg5 Tc4 23.Le3 f4! Ab jetzt kam kein Zug wirklich überraschend für mich, aber ich unterschätzte sämtliche die Stärke. Auch Marc war später überrascht, wie schnell die weiße Stellung zusammenbrach. 24.Sxf4 Lf5
Die einzige Chance auf Rettung böte hier 25.Sg2, nach 25.Kg2 Le4+! 26.f3 Sf5 27.Lf2 Tc2! 28.De1 Dxd4 war es bald aus – die Schlussphase spielte er richtig stark.
Letzte Runde, letzte Chance. Gegen Klaus Fuß musste ich gewinnen, um mir noch eine Chance auf die Teilnahme im Meisterturnier nächstes Jahr zu erhalten. Die Eröffnung verlief, wieder einmal, gut
Fuß, Klaus – Schmidt, Martin
1.g3 Sf6 2.Lg2 e5 3.e4 Lc5 4.d3 d6 5.Sf3 Le6 6.c3 c6 7.0-0 0-0
Mit Sd7 würde Schwarz die Entwicklung so gut wie abschließen. Danach die Dame nach c7, den Turm nach e8 und irgendwann vielleicht einmal f5 – so war der Plan. Und gegen den direkten Angriff hatte ich eigentlich etwas vorbereitet
8.d4 Lb6 9.dxe5 Sxe4 10.exd6 Auf 10.Sd4 gibt es die nette Variante 10…Sxf2 11.Txf2 dxe5 12.Td2 exd4 mit Bauernplus und großem Vorteil. 10…Lc4
Der Zug traf Fuß überraschend. Die schwarzen Läufer sind extrem stark und Weiß muss die Qualität geben. Leider kann er sie sehr aktiv abgeben…
11.Se5 Lxf1 12.Lxe4
Nun muss Schwarz sich entscheiden. Der beste Zug wäre wohl nach unserer Analyse 12…La6 gewesen. Darauf bringt 13.Dh5 anscheinend nichts ein und nach 13.Lf4 Sd7 entwickelt Schwarz sich. In der Analyse hatten wir uns auch 13…Lc5 angeschaut, aber danach kommt 14.Dh5 g6 15.Sxg6 fxg6 16.Dxc5 mit bereits zwei Bauern für die Qualität.
Das gespielte 12…De8 erschien mir sehr schlau, beruht aber auf einem Rechenfehler 13.Lf4 f6 14.d7 Sxd7? 15.Sxd7 Dxe4 und nun sah ich, dass Weiß leider nicht gezwungen ist, die Mattdrohung mit 16.Kxf1 abzuwehren, wonach 16…Dh1+ Ke2 17.Dxd1+ 18.Kxd1 Tad8 ein leichter Sieg ist, sondern auch 16.Dxf1 spielen kann. Wie gegen Latzke kam ich also wieder in ein Endspiel mit Turm gegen Springer und Läufer und wie gegen Latzke war es auch dieses Mal verloren.
Ein passender Abschluss dieses Turnieres.
So ähnlich verliere ich meine Partien auch immer wieder – wenn’s gut läuft 🙂