Ja, ich schreibe mal wieder “Highlights”, obwohl das Spiel gegen Ulm ja verloren ging. Zumindest gab es ein paar unterhaltsame Partien, von denen ich vielleicht mehrere Ausschnitte zeigen kann, wenn Kai (“du kriegst die Partien noch heute”) sich irgendwann zur Erfassung aufrafft. Dann wird sich wohl auch herausstellen, ob die teilweise recht verschiedene Wahrnehmung des Ulmer Chronisten zutreffend ist oder die meinige. Im Falle von Matthias’ Partie steht es schon mal 1:0 für mich. Dazu kommen wir noch, aber mein eigenes Meisterwerk hat natürlich absolute Priorität, das ist ja wohl klar.
(Update: jetzt auch mit den spannendsten Momenten aus Smolny – Hönsch)
Bathray,Johannes (2057) – Schwerteck,Michael (2021)
Verbandsliga (6.3), KK HT – WD Ulm, 27.01.2013
Die Partie bot lange Zeit wenig Prickelndes, aber im Endspiel verlor mein Gegner (zuletzt beim Staufer Open sehr erfolgreich!) zusehends den Faden, so dass ich schon seit einigen Zügen auf Gewinn spielte. In der Diagrammstellung stand ich bereits deutlich besser, allerdings hatten beide Spieler nur noch etwa eine Minute bis zur Zeitkontrolle.
36…Sc2?! Hand aufs Herz: Wer hätte in Zeitnot nicht so gespielt? Nicht dass der Zug so schlecht wäre (immerhin gewinnt er einen Bauern), aber die sauberste Lösung wäre eigentlich 36…Sf5! gewesen, wonach eine ziemlich witzige Stellung entsteht. Weiß hat nichts weniger, kann sich aber kaum rühren! Die Konstellation am Königsflügel ist so blöd, dass sich dort nichts bewegt. Schwarz schiebt indessen fröhlich seinen d-Bauern durch, ggf. mit Unterstützung des Königs. 37.Lf8 Vielleicht noch kein Fehler, aber direkt 37.g4 erscheint logischer. Danach hätte Weiß gegenüber der Partiefolge ein Tempo mehr. 37…Sxa3 38.g4?! Wenn schon 37.Lf8, dann sollte hier 38.Lc5 folgen, um den Läufer nach d4 zu bringen. 38…b6! So hingegen habe ich c5 unter Kontrolle und 37.Lf8 war einfach ein Tempoverlust. 39.h5 gxh5 40.gxh5 Kf7 41.Lh6 41.Ld6 Sc4 ist noch schlechter. 41…Sc4 42.Ke2 a5 43.bxa5 bxa5 44.Kd3 a4! Direkt den Freibauern vorzuschieben, war die richtige Entscheidung. Kurzzeitig glaubte ich sogar, eine kleine Studie komponieren zu können…
45.Lc1! Mist, jetzt wird es doch nichts mit der Studie. Meine Traumvariante ging so: 45.Kc3 a3 46.Kb3 d4! 47.Lc1 a2! 48.Lb2 Sxb2 49.Kxb2 d3–+ Das mit dem Partiezug verknüpfte Remisangebot konnte allerdings nur als schlechter Faschingsscherz verstanden werden. 45…a3 Hier war ich mir immer noch nicht ganz sicher, wie ich gewinnen würde.
46.Lxa3?? A tempo rausgeklopft! Heilige Mutter Gottes! Was habe ich jetzt schon wieder übersehen?
46.Kc3 war natürlich der einzige ernsthafte Versuch. Mit leichter maschineller Unterstützung konnte ich inzwischen einen wasserdichten Gewinn finden. 46…a2! 47.Lb2 Kg7! (nicht aber 47…Sxb2? 48.Kxb2 Kg7 49.Kxa2 Kh6 50.Kb3 Kxh5 51.Kc3 Kg5 52.Kd4 Kf4 53.Kxd5 Kxf3 54.Ke6=) 48.La1 (48.Kb3 Sxb2 und Schwarz hat ein entscheidendes Tempo mehr als gerade eben) 48…Kh6 49.Kb3! (49.Kd4 f5! 50.Kxd5 Se3+ 51.Ke5 Kxh5 52.Kf4 Sc2 53.Lc3 Kg6–+) 49…Se5 (49…f5? 50.Kxa2 Kxh5 51.Kb3 Sd2+ 52.Kb4 Sxf3
und aus irgendwelchen Gründen macht laut Tablebase 53.Lh8!! remis, während alles andere verliert!) 50.Kxa2 Kxh5 51.f4 (51.Kb3 Kg5) 51…Sd7 52.Kb3 Kg6 53.Kc3
53…Sc5!! Zur Krönung eine ziemlich geniale Totallähmung; Weiß kann nichts ziehen! 46…Sxa3 Natürlich habe ich nichts übersehen, jetzt ist es ganz einfach gewonnen. 47.Kd4 Sc4 Mein Gegner erklärte in der Analyse, er habe nur mit 47…Ke6 gerechnet, darauf 48.h6 geplant und zu spät gesehen, dass dann 48…Sb5+ nebst Sd6-f7 folge. Ich verstehe allerdings nur Bahnhof. Ich habe eine Figur mehr und kann doch einfach auf den d-Bauern pfeifen?!? 48.Kxd5 Se5
Der Rest ist klar. 49.f4 Sg4 50.Kd6 Kg7 51.Ke6 Kh6 52.Kf5 Kxh5 0–1