[Event “5.Bade-Cup”]
[Site “?”]
[Date “2012.03.30”]
[Round “5”]
[White “Seewald, Burkhard”]
[Black “Schmidt, Martin”]
[Result “1/2-1/2”]
[Annotator “Schmidt,Martin”]
[SetUp “1”]
[FEN “1r2qr1k/6pp/1Nbp4/p3b3/PpP5/4B2P/1PQ1RPP1/3R2K1 b – – 0 27”]
[PlyCount “47”]
[EventDate “2012.05.02”]
[SourceDate “2012.05.02”]
{(Diagramm 1)Dies ist die Stellung nach dem 27.Zug von Weiß. Wie sollte
Schwarz hier fortsetzen?} 27… Qh5 $1 {Schwarz muss sofort zu aktiven
Handlungen übergehen, ansonsten kann Weiß die Stellung konsolidieren.} (27…
b3 {Der Zug ist zwar möglich, aber er leistet nicht viel, treibt die Dame auf
ein besseres Feld und stellt den Bauern schlechter. Ich erwog diesen Zug
trotzdem eine Weile, da so der b-Bauer des Weißen auf der Farbe des
schwarzfeldrigen Läufers festgehalten wird. Weiß spielt} 28. Qd2 {oder Dd3, da
ist sich der Computer nicht sicher. Mir gefällt Dd2 wesentlich besser, da die
Dame hier die Wirkung des Läufers untersützt.} (28. Qxb3 {ist zwar möglich,
aber Schwarz kann jetzt angreifen:} Qg6 29. f4 Bf3 30. Rf2 Bxd1 31. Qxd1 Bxf4
32. Bxf4 Rxb6 $11 {(Analysediagramm 1) und die Stellung ist trotz des leichten
rechnerischen Vorteils für Schwarz ausgeglichen – es gibt für ihn einfach zu
viele Schwächen.}) {und Schwarz hat jetzt immernoch keine aktive Idee außer}
28… Qh5 29. Nd5 Bxd5 30. cxd5 {und nun die interessante und logische Idee
von Houdini, den Damenturm ins Spiel zu bringen} Rb4 {Schwarz hat wegen seinem
starken Läufer wohl genügend Gegenspiel für den Bauern, aber mehr auch nicht.})
(27… Be4 {Der Zug ist zwar effektvoll, da Weiß wegen dem Abzug des Läufers
nach h2 nicht nehmen kann, aber so wirklich bringt er auch nichts. Auch hier
stellt Weiß einfach die Dame besser:} 28. Qd2 {und Houdini gibt hier +0.28.
Ich habe nicht gesehen, was der Läufer dem schwarzen auf e4 mehr nützen soll
und spielte deswegen Dh5}) 28. b3 {(Diagramm 2)Wie setzt Schwarz am besten
fort?} ({(Analysediagramm 2) Wieso spielt Weiß nicht Sd5, was die Linie des
Läufers versperrt?} 28. Nd5 $2 Bxa4 $1 {lenkt die Dame ab. Auch} 29. b3 {hilft
nichts} Bxb3) (28. f4 Bxf4 29. Bxf4 Rxf4 30. Nd5 {hält die Partie am Laufen.})
(28. Rde1 {verliert} Bxg2 29. Kxg2 Qf3+ 30. Kg1 Rf5 $1 31. Rd2 (31. Bc1 Qxh3
32. Rxe5 (32. f3 Bd4+) 32… Qg4+ 33. Kf1 dxe5 34. Qe4 (34. Nd5 Qh3+ 35. Kg1 (
35. Ke2 Rxf2+) 35… Rbf8 36. Be3 Rh5) 34… Qxe4 35. Rxe4 Rxb6 $19) 31… Rh5
32. Qd1 Qxh3 33. f4 Bf6 34. Qxh5 {Weiß muss die Dame geben, um das sofortige
Matt zu vermeiden.}) (28. c5 Bxg2 29. Kxg2 Qf3+ 30. Kg1 Qxh3 31. f4 Qg3+ 32.
Kh1 Bxf4 33. Nd5 Qf3+ 34. Kg1 Rbe8 {mit Initiative für Schwarz, aber objektiv
ausgeglichen… wenn auch schwer zu spielen für Weiß.}) 28… Bf3 (28… Bxg2
$3 {Ist die beste Fortsetzung.} 29. Kxg2 {(lehnt Weiß ab, bsp. mit f4, zieht
Schwarz einfach Lf3 und bedroht nacheinander beide Türme.)} Qf3+ 30. Kg1 Rf5 (
30… Rf6) 31. Qxf5 (31. h4 Rh5 32. Bg5 Qg4+ 33. Kf1 Qh3+ 34. Ke1 Bc3+ 35. Red2
Re8+ 36. Be3 Rxe3+ 37. fxe3 Rxh4 {mit baldigem Matt.}) ({und Weiß ist
praktisch hilflos gegen Tf5-h5-h3-h1#. Einige Versuche:} 31. Bc1 {ist garkein
schlechter Versuch. Schwarz muss genau spielen, gewinnt dann allerdings auch
gleich direkt die Partie:} Bh2+ 32. Kxh2 Rh5) 31… Qxf5 {spielt Houdini und
gibt, mit der typischen kalten Computergenauigkeit -3.39 an…}) {das war mein
Zug.} 29. gxf3 (29. Nd7 Bxe2 30. Re1 Bg4 31. hxg4 (31. Nxf8 Bf5 32. Qd2 Rxf8)
31… Qh2+ 32. Kf1 Qh1+ 33. Ke2 Qxg2 34. Nxf8 Rxf8 $17 {ist am zähesten}) 29…
Rf6 $2 (29… Rxf3 $1 30. Bd4 Rxh3 {und Weiß verliert, z.B.} 31. Qe4 (31. f4
Rh1+ 32. Kf2 Qh2+ 33. Kf3 Qxf4+ 34. Kg2 Rh2+ 35. Kg1 Qg4+ 36. Rg2 Rxg2+ 37.
Qxg2 Qxd1+ {Matt in 7}) 31… Rh4 32. Qxh4 Qxh4 33. Bxe5 dxe5) 30. Nd7 $2 (30.
Qe4 $1 Rg6+ 31. Kf1 Qxh3+ 32. Ke1 Rg1+ (32… Bc3+ 33. Red2 {und ich komme
nicht vernünftig weiter, da die Ressource Dxf3 fehlt.}) 33. Kd2 Bc3+ 34. Kc2
Rxd1 35. Bd4 h6 36. Bxc3 Rg1 37. Bd4 Qf1 38. Bxg7+ Rxg7 $11) 30… Rg6+ 31.
Qxg6 {huch… das Damenopfer geht ja auch noch. Damit ist Weiß nicht sofort
matt und die Partie geht weiter.} Qxg6+ 32. Kf1 Re8 (32… Bh2 {rettet den
wichtigen Läufer, ich hatte allerdings Sorge, dass er mit f4 dann einfach dort
eingeklemmt wird.} 33. Red2 Rd8 34. Nb6 Re8 35. f4 Qf5) 33. Nxe5 dxe5 34. Red2
h6 35. c5 Qe6 36. Rd8 {(Diagramm 3) Wie steht es jetzt? Und wie sollte Weiß
fortsetzen?} Qxh3+ $2 {das gewinnt zwar einen Bauern, zieht allerdings die
Dame vom Kampfplatz ab und vergibt den Gewinn. Mit derzeit ungefähr noch 7-8
Minuten (zur Erinnerung: für den Rest der Partie) konnte ich allerdings nicht
wirklich die Nerven aufbringen, das vernünftig durchzurechnen.} (36… Rxd8 {
gewinnt.} 37. Rxd8+ Kh7 38. Rd3 {dieser Zug macht den Unterschied. Anstatt
sofort vorzustoßen, muss Weiß Zeit aufbringen, den Bauern b3 zu verteidigen.
Wenn der fällt, hält Schwarz ohne Probleme den Bauern c5 auf (opfert eventuell
sogar die Dame) und führt b3 zur Umwandlung.} Qxh3+ 39. Ke2 Qe6 {Der Bauer auf
c5 kann nicht vorgehen, kann nicht von dem Turm von hinten gedeckt werden und
nimmt den eigenen Läufer praktisch aus dem Spiel auf diesem Teil des Brettes.
Schwarz stößt einfach den h-Bauern nach vorne.}) 37. Ke2 Rxd8 (37… Qe6 {wäre
hier noch besser, aber wenn man davor nicht richtig zieht… gewinnen tut es
allerdings wohl auch nicht.}) 38. Rxd8+ Kh7 39. c6 {(Diagramm 4) jetzt geht es
eher um die Vermeidung der Niederlage. Wie spielt Schwarz?} Qf5 $1 40. Rd2 {
der war jetzt auch nicht optimal.} (40. Kd2) 40… Qe6 (40… h5 41. c7 h4 42.
Bb6 h3 43. Rd8 h2 44. c8=Q Qxc8 45. Rxc8 h1=Q {und Schwarz spielt auf Gewinn.})
41. c7 Qc6 42. Bb6 $1 {Ein schöner, wenn auch nicht so schwer zu sehender
Trick.} h5 43. Rd8 (43. Bxa5 {Vor dem Zug hatte ich mehr Angst. Ob er gewinnt,
müsste genauer untersucht werden.}) 43… Qc2+ 44. Kf1 Qc1+ 45. Kg2 Qg5+ 46.
Kf1 Qc1+ 47. Kg2 Qg5+ 48. Kh2 Qf4+ 49. Kg2 Qg5+ 50. Kf1 Qc1+ {1/2-1/2 Seewald,
B (1886)-Schmidt,M (2054)/Tübingen 2012/[Schmidt,Martin]} 1/2-1/2
Zum Zug 28…Lxg2! vergleiche 21.Lxg7! in Kasparov – Portisch, Niksic (4) 1983.
Ich hab sie mir gerade mal angeschaut, das war ja schon ein sehr spektakuläres Opfer von Kasparov.
Schönes Taktiktraining. Trotzdem habe ich mir zuerst das Endspiel angeguckt 🙂
An zwei Stellen möchte ich vor den Computerangaben warnen:
a) Die Variante im 40. Zug von Schwarz führt wohl zum Remis. Soweit ich es sehe, hat Weiß nach 46.Tc4 eine Festung, es sei denn, es gibt noch irgendeinen fiesen Zugzwang.
b) 43.Lxa5 wird vom Rechner empfohlen (angeblich mit klarem Vorteil), aber er verrät nicht, wie er nach 43…h4 44.Td8 Dc2+ aus dem Dauerschach kommen will (es geht auch nicht).
Als Fernschachspieler kenne ich ein bisschen die Marotten der Programme…
Interessant ist die Parallele, dass das Läuferopfer auf g2 (g7) auch gerade deshalb funktioniert, weil sich ein gegnerischer Springer am Damenflügel vergaloppiert hat: der abseits stehende sSa5 in Kasparov – Portisch genau wie der wSb6 in Seewald – Schmidt.
@mattovsky: Ah, danke. Nun, ich war ja auch bei meiner Bewertung der Varianten hinreichend vorsichtig, hoffe ich. Für mich hat sich der Hauptteil des Kampfes (und meiner Analyse) eher vorher abgespielt. Trotzdem hoffe ich, dass das nächste Mal etwas erscheint, dass nicht nur über Mitternacht analysiert wurde^^
@Turgon: Ah, das meintest du. Ich hatte mich schon gefragt, wo du genau die Ähnlichkeit siehst. Ja, die Springer machen beide male einen recht traurigen Anblick.
Als ich mir die Stellung ansah, ging mir durch den Kopf die Dame nach g6 zu stellen; (um dort ein schönes “Pionierhaus-Matt” zu drohen-und wie mache ich das? mit 27….Be4 und das habe ich ohne Fritz in nur einigen Minuten gefunden. Bei 28.Qxe4 Bh2+ 29.Kxh2 Qxe4 hat für Schwarz die beiden Läufer und einen Bauern die Dame. Ist das zu wenig? Nach z.B. 28.Qd2 Qg6 wie verteidigt sich weiß am besten? 29.f3 Bxf3 30.Nd7 Qg3, das hat doch was. 29.g3 Bxg3 müsste doch auch gehen oder? Wenn der Zug 27….Be4 nicht wenigstens genauso schnell zum Gewinn führt dann sage doch bitte warum nicht, bzw. warum 27…Qh5 stärker sein soll? Also vor allem wenn ich nicht mehr viel Zeit hätte, hätte ich 27….Be4 gespielt, ist das keine gute Alternative zu 27…Qh5? Danke um eine Antwort.
Hallo tumirnix,
Tatsächlich habe ich an dem Zug auch während der Partie überlegt. Allerdings kann Weiß nach 27…Be4 28.Qd2 Qg6 den Zug 29.f4 spielen, was g2 deckt und gleichzeitig den schwarzfeldrigen Läufer von seinem Posten vertreibt. Der hält dort jedoch die Stellung zusammen, muss also dort behauptet werden.
Aus diesem Grund habe ich mich dagegen entschieden, die weiße Dame auf d2 und den schwarzen Läufer auf e4 (wo er ebenfalls anfällig ist) zu platzieren.
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