Verbandsliga-Highlights

Als Ergänzung zu den Presseberichten auf der Homepage sollen hier im Blog auch noch die spannendsten Ausschnitte aus den Partien gezeigt werden. Im Auftaktspiel gegen Tübingen gab es mehrere interessante Momente und eventuell werde ich den Artikel sogar noch ergänzen, wenn ich weitere Partienotationen in die Finger bekomme. Also schaut regelmäßig rein, denn auch sonst wird es mit Saisonstart sicherlich wieder mehr Beiträge geben.

Neurohr – Frick war für mich die Partie des Tages. Wir steigen auf dem Höhepunkt der taktischen Komplikationen ein. In der Diagrammstellung hat Weiß gerade den Turm nach b8 gefahren und es scheint, dass Schwarz geplatzt ist. Er hat zwar im Moment eine Qualität mehr, aber der Sc8 ist scheinbar nicht vernünftig zu decken. Von daher ist es verständlich, dass Frick mit 25…Te2? im Trüben fischte. Der Computer findet hier allerdings eine grandiose Remiskombination: 25…Tf8!! 26.Sxf8 Ld4! 27.Txc8 Lxe3+ 28.Kf1 Tf2+ und Weiß kommt nicht aus dem Dauerschach! Nach 26.Txc8+ Lf8 ist die Sache auch noch nicht so klar, denn in der e-Linie hängt es durch und 27.Sxf8 Txf8 28.Txf8+ Kxf8 29.Sxc4 Txa2 wäre in Ordnung für Schwarz. Karstens 27.Lxc6? war von der Idee her genau richtig, allerdings wäre die Abwandlung 27.Lf1! Txe3 28.Lxc4 wesentlich stärker gewesen. Dies eliminert nicht nur den gefährlicheren c-Bauern, sondern stellt vor allem den Läufer auf ein sichereres Feld. Nach 28…Tf6 29.Sxf8+ Kg7 30.Sd7 kommt der Springer wohlbehalten ins Freie und Weiß steht glatt auf Gewinn. Nach der Partiefolge 27…Txe3 28.Ld5 Tf6 29.Sxf8+ Kg7 scheiterte 30.Sd7 hingegen an 30…Td6 mit Doppelangriff. Also blieb nur der Übergang ins Turmendspiel: 30.Kf2 Te7 31.Se6+ Tfxe6 32.Lxe6 Txe6 33.Tc7+ Kg6 und hier hätte Karsten wohl besser c4 verhaftet, um ein Bauernpaar mehr zu behalten. Stattdessen schien sich die Sache in Wohlgefallen aufzulösen: 34.Txa7?! c3 35.Tc7 Ta6 36.Txc3 Txa2+ 37.Kg1

Mit seinem abgeschnittenen König hat Weiß hier eigentlich wenig zu erhoffen und Schwarz kann auf recht naheliegende Weise remisieren: 37…h5! (die Schwäche muss aufgelöst werden) und nun hat Weiß drei Möglichkeiten:  Wenn er  38…h4 nebst Bauerntausch zulässt,  ist es totremis. Wenn er selber 38.h4 spielt, ist natürlich seine Mehrheit entwertet und es gibt gar keinen Gewinnplan. Nach Tf3-f2 kann Schwarz sogar ins Bauernendspiel gehen. Also am ehesten 38.h3 h4 39.g4, aber jetzt hat Weiß selber Schwächen auf f4 und h3 und kommt nach z.B. 39…Ta4 40.Tf3 Ta2 41.Tf2 Ta3 einfach nicht weiter. Die Partiefolge verdarb zunächst auch noch nichts, aber den Plan hätte man halt sehen müssen. 37…Tb2 38.Tf3 Ta2 39.Tf2 und erst hier kam ein folgenreicher Fehler: 39…Ta3? Hier hat der Turm nichts zu suchen. Der o.g. Plan war immer noch zu realisieren: 39…Ta8! 40.Kg2 h5 und nun hilft 41.Kh3 nicht wirklich wegen 41…h4 42.Kxh4?? Th8#. So hingegen war Schwarz nach 40.Kg2 zu spät dran und es wurde ungemütlich. 40…Ta6 41.Kh3 Tb6 42.Kh4 Ta6 43.Tb2 Jetzt hat Weiß immerhin einen klaren Gewinnplan: h3, g4 und Erzwingung des Abtauschs auf g4. Das sieht alles sehr gut aus, aber ich habe, ohne es allzu sehr vertiefen zu wollen, den leisen Verdacht, dass es trotzdem haarscharf remis ist. Stellen wir uns vor, dass Schwarz nichts macht und Weiß genau den oben skizzierten Plan verfolgt (ob es einen besseren gibt, dürfen mir die Leser gerne schreiben). Er spielt also h3, g4 und Tb5. Blöderweise kann Schwarz jetzt einfach Tf6 spielen, denn nach Abtausch auf f5 ist das Bauernendspiel trotz des Mehrbauern remis! Das mag zunächst verblüffen und ist ein neues Diagramm wert. Zunächst noch kurz das Partieende: 43…Tb6?? (ein durch Müdigkeit bedingter Blackout) und sofort aufgegeben. Mit nur einem Turm ist das Turmendspiel nicht mehr so spannend.


Jetzt also zum aus meiner Sicht faszinierenden Bauernendspiel. Warum ist es remis? Die schwarze Taktik sieht so aus, dass er seinen Bauern nicht bewegt und mit dem König brav zurückweicht. Das sieht dann z.B. so aus: 1.Kg3 Kg6 2.Kg4 Kf6 3.f5 Kf7 4.Kg5 Kg7 5.f6+ Kf7 6.Kf5 und ohne die h-Bauern wäre 6…Kf8? richtig, ist hier aber fatal: 7.Ke6 Ke8 8.h4! h5 (8…Kf8 9.h5! Ke8 10.f7+ Kf8 11.Kf6 h6 12.Kg6+-) 9.Kf5 Kf7 10.Kg5 und der h-Bauer fällt ersatzlos. Also 6…Ke8/Kg8 7.Ke6 Kf8 und auf 8.f7 hat Schwarz das wichtige Reservetempo 8…h6! und auf 9.h4 h5! Nun könnte man meinen, dass Weiß vielleicht irgendwo mit subtilen h-Bauernzügen den Gegner austempieren kann, aber es funktioniert einfach nicht. Probiert es selbst! Ganz anders wäre es, wenn in der Diagrammstellung der Bauer noch auf h2 stünde. Dann hätte Weiß ein zusätzliches Tempo in der Hinterhand und würde gewinnen! In der zuletzt genannten Variante könnte man 8…h6 lässig mit 9.h3! kontern…

4 Kommentare

  1. g5 ist ja schon ziemlich heftig – was hat sich Farhad denn dabei versprochen? Einfach mit der Idee Bauern abzutauschen? ich meine… die Mehrheit bringt halt nicht so viel, wenn der Gegner den König in Reichweite +Turm hat. Habt ihr denen etwas ins Essen gemischt?^^

  2. Ins Essen nicht, nur in die Getränke. Nee, zu Farhads Ehrenrettung muss ich sagen, dass er im Mannschaftssinne zum Siegen verdammt war. Dass g5 riskant ist, hat er vermutlich gemerkt, aber es bringt die Stellung ein bisschen ins Ungleichgewicht und vielleicht geschieht ja noch ein Wunder. Irgendwie so könnte er gedacht haben…

  3. Hallo zusammen, habe mich auch mal hier registriert und einen kleinen Beitrag verfasst unter
    http://mhoensch.wordpress.com/2012/09/27/kurzschluss-zum-verbandsliga-auftakt/

    Vermutlich müsste das aber ein Admin unter den Köki-Blog reinstellen, wogegen ich dann natürlich nichts einzuwenden hätte ….

  4. Das machen wir am besten so… ich lade dich ebenfalls als Autor ein, dann kannst du das einfach zu uns hinüber kopieren und dann entweder als eigenen Beitrag verfassen oder an Michaels anhängen. Willkommen auch!

Schreibe einen Kommentar