Schachturnier – Was war das nochmal?

Im Sommer/Frühherbst 2021 waren seit langem mal wieder wenige Turniere ausgeschrieben, in Baden-Württemberg waren das Open in Untergrombach und in eines in Böblingen, das man sich traute, auszurichten. Das Staufer-Open z.b. wurde gar nicht erst organisiert, Böblingen musste ihres im Dezember absagen, da sie die Corona-Auflagen nicht hätten erfüllen können. Untergrombach, für das ich mich angemeldet hatte, konnte alle Auflagen erfüllen, 2G+ für alle Spieler und Helfer, Verbot von Zuschauern, Einzeltische, Maskenpflicht, Handys durften theoretisch zur Benutzung der Warnapp angeschaltet auf dem Tisch liegen (stumm natürlich).

Und so konnte ich vom 4. bis zum 8. Januar in Untergrombach nach größtenteils 2 Jahren Pause (ausgenommen 2 Ligaspiele) mal wieder Schach am Brett spielen.

Ich wusste, dass ich ziemlich genau in der Mitte des Felds gesetzt war und hoffte vielleicht einen der vorderen Spieler in der ersten Runde zu erwischen. Leider war ich in der finalen Starttabelle der letzte der vorderen Hälfte und durfte anstatt eines GMs an 1 am letzten Brett gegen einen kriminell unterbewerteten U12er (Elo 1188; DWZ 1595) spielen. Erst in der Zeitnotphase konnte ich einen Mehrbauern gewinnen, den ich im Endspiel verwertete.

Runde 2 war mein einziger Gegner, der älter als ich war. Mit 19 bin ich offenbar schon den Senioren zugehörig. 😛 Übrigens war er der erste Titelträger, gegen den ich bisher spielen konnte. Gegen seinen Caro-Kann fand ich nicht die besten Züge, um anzugreifen und verlor. In Runde 3 gab es ein ausgekämpftes Remis.

Zur vierten Runde hatte ich schön verschlafen, kam gerade noch pünktlich ans Brett, bekam schon wieder Caro-Kann serviert, konnte innerhalb von 17 Zügen die gegnerische Dame fangen und damit schnell heim, um weiterzuschlafen.

Auf meinen 5ten Gegner hatte ich mich ausgiebig vorbereitet und auch seinen Lichessaccount aufgestöbert, allerdings hatte er auch meinen mit der 15-fachen Anzahl an Spielen gefunden. Dementsprechend rannte ich völlig in seine Vorbereitung und hatte in der gesamten, 15 Züge langen Partie nur einmal eine Chance mich zu retten, was ich allerdings nicht gesehen hatte.

Als nächstes durfte ich – Überraschung – gegen Caro-Kann spielen. An einem Qualitätsopfer rechnete ich fast eine ganze Stunde, nur um am Ende zu entscheiden, das es nicht spielbar war und wickelte stattdessen in ein leicht schlechteres Endspiel ab, das ich unter extremer Zeitnot verlor. In der letzen Runde konnte ich dann noch einen ungefährdeten Schwarzsieg herausholen, der mir durch einen Qualitätseinsteller meines Gegners noch etwas vereinfacht wurde.

Auch wenn ich keine einzige weibliche Gegnerin hatte, war beim Turnier insgesamt ein ungewöhnlich hoher Frauenanteil vorhanden. Sieger wurde die 15-jährige Eline Roebers (2020 Jugendweltmeisterin U14) mit 6,5/7, die in der letzten Runde den erstgesetzten GM mit Schwarz besiegte.

Mit 3,5/7 Punkten, aber einer furchtbaren Zweitwertung (Gegnerschnitt), da meine Gegner elotechnisch weit unter ihren DWZ-Zahlen waren, landete ich auf dem 80. Platz von insgesamt 135 Teilnehmern. Die Tabelle habe ich aufgefüllt mit Personen, die man kennen könnte.

Rg.Open (135 TN)VereinPunkteGegnerschnitt (Elo)
1.Roebers, ElineHamburger SK6.52164
2.Stork, OliverSV Oberusel6.02124
3.Cofmann, VeaceslaSC Eppingen6.02083
31.Kasüschke, LarsSK Bebenhausen4.51960
49.Ensslinger, ColinSF Schwaigern4.01886
73.Bueble, JoschuaSV Stockenhausen-Frommern3.51879
80.Hurm, MoritzSG KK Hohentübingen3.51752

https://sc-untergrombach.de/tabelle-nach-der-siebten-runde-1677.html

Andre Hayen (1815) – Moritz Hurm (1931)

Stellung nach 37. Te5

Theoretisch remis trotz baldigem Minusbauer, aber lang und anspruchsvoll zu spielen 37. … f4 38. Txb5 Tc3 (direkt 38. … f3 scheitert an 39. Tb1 Tc3 40. Ta1; 38. …fxg3 39. hxg3 Ta7 ist eine von vielen Möglichkeiten, die der Engine ausreichen würden) 39. gxf4 (39. a4 f3 40. h3 Tc1 41. Kh2 Tc2 (40. Tb1 Ta3)) 39. … Txa3. Mit isolierten und verdoppeltem Bauern ist das Endspiel jetzt sehr einfach zu halten.

Moritz Hurm (1931) – Sasa Albers (2077)

Stellung nach 13. … Le6. An dieser Stellung habe ich fast eine Stunde verbraucht, um zwischen 14. Txe6/14. d5/14. Lxe7 zu entscheiden

14. Txe6 fxe6 15. Dxe6 Kh8 16. Lxe7 (Enginevariante 16. Te1 Dd6 17. Db3 Sc8 18. h4 Db6 19. Dc2+/-) 16. … Te8 (16. … De8 17. Te1+-) 17. Lxd8 Txd6 18. Sg5 Tc6 19. d5 Tx3 20. bxc3 Sxd5 21. Te1 Lx3 22. Td1 += Nach 15. … Tf7 war mir meine Kompensation zu unkonkret/kompliziert, 16. Le3 Dd6 17. Db3 e6 18. Se5 Tf7 19. Se4 Dd5 20. Te7 Db4 21. Tee8, Engineempfehlungen wie 16. Te1 Tc8 17.h3 Tc6 18. Db3 Lf6 19. d5 Td6 20. Se4 sind noch “unmenschlicher”.

14. d5 kann man schön lange rechnen an 14. … Lx3 15. dxe6 Lxe1 16. exf7+ Txf7 17. Txe1 Dd5 18. Dxb6 Txf3 19. gxf3 Dxg5 = , aber 14. … Sxd5 gewinnt für Schwarz

14. Lxe7 war dann die Partiefortsetzung Lxb3 15. Lxd8 Tfxd8 16. axb3 Lxd4 17. Sxd4 Txd4 18. Te7 Tb8 mit leicht besserem Endspiel für Schwarz, allerdings mit einer Stunde mehr auf der Uhr…

2 Kommentare

  1. Glückwunsch und schöner Bericht. Bist du eigentlich hier (https://de.chessbase.com/post/untergrombach-open-im-zeichen-eines-supertalents, viertes Bild im Bericht) zu sehen? Links, mitte?

  2. Das bin tatsächlich ich, scheint zu Beginn der 5ten Runde zu sein

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