Nachdem das Spiel gegen Nürtingen unter keinem günstigen Stern stand, springen wir gleich eine Runde weiter und feiern unseren wichtigen Sieg gegen den PSV Ulm. Rosig sieht die Tabelle immer noch nicht aus, aber die Hoffnung stirbt zuletzt und das Liga-Orakel taxiert die Wahrscheinlichkeit unseres Abstiegs nur noch auf 56,5 %.
Wir beginnen mit einem Streiflicht aus dem Massaker Schmidt – Preuß. Für so eine Bombenstellung hätte Tal wohl gerne eine Figur und Kasparow seine Großmutter geopfert, wogegen Martin sie gratis bekam. Eigentlich war hier schon der Moment für den Gnadenstoß gekommen: 22.Sg7+ Kd8 23.Se6+! und 1-0. Auch der laut Computer zweitbeste Zug 22.Se7!? ist ziemlich gemein. Der in der Partie gespielte Rückzug des “Großmutterspringers” (nach Lanka-Terminologie) 22.Se3 sieht etwas bescheidener aus, hat aber auch seine Ideen und ist immerhin noch “+3.5”. Damit lässt sich arbeiten und in der Tat kam der Ulmer nicht mehr aus dem Schlamassel heraus.
Orlowski – Schwerteck war erstaunlicherweise eine fast genauso schlimme Verarbeitung. Es war mir in dem Ausmaß zunächst auch nicht so klar, aber das auf den ersten Blick logische 15.f4? scheint tatsächlich im höheren Sinne schon der Verlustzug zu sein. Weiß steht einfach nicht gefestigt genug und müsste mit einem Zug wie 15.Tad1 kleinere Brötchen backen. Nach 15…c5 würde man spontan 16.Sf3 erwarten, aber mit 16…c4 17.Le2 Lc5 18.Lxc5 Sxc5 kommt Schwarz prächtig ins Spiel, z.B. 19.Tad1 De7 20.e5 Sh5! und die Springer machen enormen Ärger. Meinem Gegner gefiel dies alles so wenig, dass er etwas verzweifelt 16.Sdxb5?! axb5 17.e5 probierte, aber hier hatte ich schon viele gute Möglichkeiten und wählte eine recht überzeugende: 17…c4 18.Le2 b4 19.Sd1 (19.Sb5 Sd5!) Sd5 20.exd6 Sxe3 21.Sxe3 Db6 mit tödlicher Fesselung und baldigem 0-1. Am ehesten hätte wohl die Abwandlung 16.Sf5!? gxf5 17.e5 noch praktische Chancen versprochen, aber 17…De7 18.Tae1 Sxe5 ist auch gut für Schwarz.
Wir kommen zum kritischen Punkt der Partie L. Jansen – Kramer. Schwarz sollte hier einfach 21…Te8 spielen, mit Ausgleich. Wegen des hängenden Se2 brennt nach 22.Le4 Le6 nichts an. Der Partiezug 21…Se3? war von der Idee her clever, allerdings geschah nach 22.Lxf8 Sxd1 nicht etwa das vermutlich erwartete 22.Lxg7 Sf2!, sondern viel stärker 23.Lxc5! Sxb2 24.Le4 Tb8 25.Sd4! mit elegantem Springerfang.
Schließlich noch aus J. Jansen – Tjo ein spannender Moment kurz vor Schluss. Weiß will offensichtlich mit Dh6 angreifen und Schwarz muss sich genau überlegen, wie er damit umgehen will. Kandidatenzüge gibt es viele, z.B. kann man sich überlegen, ob man den Turm nach d8, c8 oder b8 stellt. Der Ulmer entschied sich für 26…Tb8 27.Tf3 Tf8 28.Th3 Tb8 mit Remisschaukel. Der Computer erspäht stattdessen im Variantendickicht genau einen Weg zu schwarzem Vorteil, beginnend 26…h5! 27.gxh5 Te2!, aber für Normalsterbliche ist das natürlich nicht offensichtlich. Eine kleine Ergänzung noch zu einer Variante, die wir in der Analyse auf dem Brett hatten: 26…Td8!? 27.Dh6? (besser ist 27.Tf3) Dxe4 28.Dxh7+ Kf8 29.Dh8+ Ke7 30.Dxg7 und hier sahen wir nicht, dass mit 30…Txf2!!-+ der Blitz einschlägt. Am schönsten ist 31.Txf2 Td1+ 32.Tf1 Dxg4+ 33.Tg3 Dd4+ 34.Kg2 Txf1 35.Kxf1 c2 und der Bauer ist nicht aufzuhalten.