Schach den Damen

Schmidt,Martin (2054) – Kühnel,Lena (1941)

1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d3
Nicht noch einmal Paulsen… Da versuche ich doch
lieber den Königsindischen Angriff.

3…Sc6 4. g3 d5 5. Sbd2 Sf6 6. Lg2 Le7 7. O-O
O-O

Eröffnungsstellung in Schmidt-Kühnel nach 7...0-0

nach 7…0-0

8. De2
In der Partie habe ich mich noch geärgert, dass ich nicht sofort mit 8. e5 losmarschiert bin, aber Vorteil bringt das Weiß auch nicht: 8…Sd7 9. De2 b5 und ob der Springer hier oder auf d5 aktiver steht ist eine nicht so einfach zu beantwortende Frage. Einerseits sieht d5 natürlich aktiver aus – andererseits greift der Springer von d7 aus den Bauern an und dem weißen Springer werden keine Felder zugänglich gemacht, wie es in der Partie nach …d4 geschieht. Das hier sieht auf jeden Fall sehr hauptvariantenmäßigverdächtig aus. 29 Buchstaben in einem sogar einigermaßen vernünftigen Wort – ich jage den deutschen Rekord

8… d4 9. e5
9. c4 wäre eine Idee, um dem schwarzen Springer d5 zu nehmen, aber leider kann Schwarz auch ziehen. Es kommt einfach 9…e5 und die weiße Stellung wirkt schon ziemlich gedrückt.

9… Sd5
Ja, das Feld mag der Springer. Aber bevor der weiße Springer sich bei mir beschwert…
10. a4 Ld7 11. Sc4 Dc4

…verschaffe ich ihm lieber auch einen Vorposten.

Schmidt-Kühnel nach 11...Dc7

nach 11…Dc7

Und nun? Die Entwicklung scheint beendet, jetzt geht es ins Mittelspiel. Und da gibt es für Weiß im KIA nur ein Ziel – den schwarzen König. Es geht los mit

12. Sg5
An dem Zug habe ich längere Zeit überlegt (wie überhaupt an der gesamten Partie), aber Houdini bevorzugt doch etwas anderes.
12. Lg5  Damit krallt Weiß sich den guten Läufer des schwarzen. Es ist allerdings für Schwarz besser, ihn sich auf e7 schlagen zu lassen, da der Springer dann via e7 nach d5 oder f5 gelangen kann. Den anderen Springer benutzt man nämlich, um den Vorposten auf c4 anzugreifen: 12…Sb6 13. Lxe7 Sxe7
Und jetzt erfährt man wieder einmal, wie moderne Programme heutzutage die Stellungen behandeln. Houdini opfert den Bauern auf a4:
14. Sd6 Lxa4 (14…f6 führt zu einer sehr ungünstigen Stellungsöffnung nach 15.Sb5) 15. c3 dxc3 16. bxc3 Lc6
Für den geopferten Bauern hat Weiß jede Menge freies Spiel und einen guten Vorpostenspringer. Die Variante ist nicht notwendigerweise besser als 12.Sg5 (wie so oft korrigiert sich der Computer am Ende nach unten), aber ich finde sie faszinierend.

In der Partie greift Schwarz nun fehl. Hier die Stellung zu öffnen war keine gute Idee (wenn auch längst noch nicht partieentscheidend…). Erforderlich war das ‘einfache’ 12…h6 – aber wer macht sich gerne eine Angriffsmarke?
12… f5 13. exf6 Txf6 14.Ld2
Auch das war so eine Stelle, an der ich ewig überlegt habe. Am Ende war der schöne vorbereitende Zug dann doch nicht das richtig. Gut ist dagegen:
14. Qh5, wonach Schwarz keine große Wahl hat. Der Einschlag auf h7 muss verhindert werden:
14…h6 funktioniert nicht, nach 15.Sxe6 ist einfach ein Bauer weg. Lustigerweise habe ich den Zug in der Partie gesehen, in der Analyse musste mich erst einmal der Computer darauf stoßen.
14…Th6 15.Df7+ Kh8 und nun? Die Lösung ist auch einfach: 16.Lxd5 exd5 17.Dxd5 gewinnt auch hier einen Bauern.

14… Nb6 15. Qe4
Jetzt aber. Ich könnte jetzt groß Varianten anführen, aber während der Partie gefiel mit die Dame in der Mitte einfach besser. Ist sie auch tatsächlich. Noch besser gefällt dem Computer allerdings Lf4, aber ich mochte darauf das Qualitätsopfer Txf4 nicht besonders.
15… Rg6 16. Bf4 Qd8
16…e5 verliert nach 17.Sxb6 mit der Drohung Dd5+

17. Sxb6 axb6 18. h4 Sb4

Schmidt-Kühnel nach 18...Sb4

nach 18…Sb4

h4 hat meine Idee schon ein wenig gezeigt, aber meine Gegnerin vermutete nichts. Sie hätte den Springer beseitigen müssen. Jetzt kann Weiß die etwas seltsame Stellung des schwarzen Turms ausnutzen:
19. Sxh7! De8 20. De2?
Und hier wäre ein guter Zeitpunkt für Materialismus gewesen: 20. Dxb7 Td8 21. Sg5 Sxc2 22.Tad1 Lxa4 und dank aktiverer Figuren +/-

20… e5 21. Lg5 Kxh7 22. Le4  22… Lxg5 23. h5
23. hxg5 ist besser, nach Kg8 24. Dh5 Te6 25.g6 steht Schwarz zwar objektiv besser, aber die Stellung ist für ihn schwierig zu spielen.

23… De6 24. f4? 24… exf4 25. hxg6+ Kg8?
f4 war nicht gut (auch wenn sich mir der Unterschied nicht wirklich erschließt, aber Kg8 ist falsch. Kh8 wäre der richtige Zug gewesen.

26. Dh5 Lh6

Schmidt-Kühnel nach 26...Lh6

Nach 26…Lh6

27. c3!
Und Schwarz verliert Material, da der Springer nicht ziehen darf. Das wäre mit dem König auf h8 kein Problem gewesen.

27…dxc3 28.bxc3 Dh3 29. Dxh3 Lxh3 30. cxb4 Lxf1 31. Kxf1 fxg3?
Nach einem Generalabtausch sind wir in einem ausgeglichenen Endspiel gelandet, aber mit dem letzten Zug bringt sich Schwarz schon wieder in Gefahr. der Bauer auf g3 war harmlos, viel wichtiger wäre es gewesen, mit cxb4 den b-Bauern zu beseitigen.

Schmidt-Kühnel nach 31...fxg3

nach 31…fxg3

32. Lxb7 Tb8?
Das war jetzt der Fehler, der zum Verlust führt. Ta7 hält den Turm auf der a-Linie und remisiert.

33. Ld5+ Kf8 34. bxc5 bxc5 35. a5 Le3 36.a6 c4 37. dxc4?
Schon mit 34.bxc5 hat Weiß hier keine überzeugende Technik gezeigt, da Schwarz hier unter Bauernopfer mit 34…Lf4 den Läufer aktiviert. a5 wäre angebracht gewesen. Auch dxc4 verliert noch einmal ein Tempo, nun könnte Schwarz den König mit 37…Tb2 einsperren und die Partie (obwohl Weiß immernoch Chancen hat) offen halten. Stattdessen hätte Weiß mit a7 (oder der Verbesserungen d4 gefolgt von a7) den gegnerischen Läufer gewinnen können. Habe ich natürlich gesehen, aber ich davon ausgegangen, dass ich so leichter gewinnen kann. Tb2 ist mir entgangen. Nun ist die Partie aber wirklich aus:

37… Ba7 38. Kg2 Rb6 39. c5 Rb5 40. Rf1+ 1-0
Eine wilde Partie und eine meiner interessantesten. Ich wollte sie unbedingt gewinnen, ansonsten wäre das Open für mich nicht besonders schön verlaufen. Aber auch meine Gegnerin hat mit interessantem und aktiven Schach dazu beigetragen, dass die Partie unterhaltsam wurde. Die komplette Notation auf der nächsten Seite, nach Schmidt-Bochis

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