02.02.2025: 6.Runde Landesliga: SV Reutlingen – SG KK Hohentübingen 3.5:4.5
Letzter gegen den Tabellenführer? Das sollte eigentlich eine klare Sache sein. Dennoch gab der Mannschaftsführer schon vorher die Losung aus “Gegen Reutlingen haben wir gute Chancen!”. Alle bisherigen Ergebnisse (von beiden Mannschaften) waren knapp und außerdem war gegen Reutlingen auch Matthias Hönsch an Deck. Noch zuversichtlicher konnten wir dann zu Beginn werden: Bei Reutlingen fehlte der Großmeister Ninov an Brett 1.
Nach nur wenig über einer Stunde gingen die Tübinger in Führung: Yannik Hurm (Brett 4) hatte sich sehr gefreut, endlich in einem Mannschaftskampf gegen seinen alten Kameraden aus Jugendzeiten, Philipp Staufenberger, zu spielen. Mit einem schönen Bauernopfer stellte Yannik Probleme und Philipp griff auch prompt furchtbar daneben und musste wegen einem undeckbaren Matt aufgeben. Auch die nächste Partie fand ein abruptes Ende. Stela Moldovan (8) kam gegen Philipp Jetter gut aus der Eröffnung, stellte dann aber Bauern ein und stand auf Verlust. Das hatte dem Reutlinger aber eine Menge Zeit gekostet und so gab er diese Komplimente nicht nur postwendend zurück, sondern überschritt auch im 39.Zug recht unnötig die Zeit.
Julius Heller (5) spielte eine ruhige Partie gegen Frank Hablizel, in der er zwar etwas unter Druck stand, das Gleichgewicht aber wohl nie wirklich gestört war. Nachdem sein Remisangebot abschlägig beschieden wurde, kam einen Zug später postwendend das des Gegners zurück. Oriol Gonzalez Leon (7) richtete schön seine Figuren auf den König von Marat Burakovsky, kam aber nicht wirklich durch und fiel schließlich einem Gegenangriff zum Opfer.
Die eine weitere Niederlage (von Martin Häcker) zu diesem Zeitpunkt schon so gut wie feststand, war klar, dass die Entscheidung an den Spitzenbrettern fallen musste. Marius Hurm (2) verpasste ein paar Möglichkeiten gegen Bernd Staufenberger in Vorteil zu kommen, schlug aber bei einem Blick auf den Mannschaftskampf trotzdem das gegnerische Remisangebot aus. Einige doch eher ereignislose Züge später wurde dann Remis vereinbart. Überhaupt nicht ereignislos war dagegen das Spiel von Matthias Hönsch (3) gegen Oliver Maas. Weiß überfiel den Schwarzen förmlich mit einem Springer, der frech in die gegnerische Stellung gesetzt wurde und die Koordination unterbrach. Der Reutlinger verteidigte sich jedoch ziemlich präzise, während Matthias nicht die besten Züge fand, wodurch langsam Maas die Initiative übernahm. Mit einem spektakulären Turmopfer versuchte Matthias dann die Partie wieder in seine Bahnen zu lenken. Das klappte nur halb, immerhin verlor sich Maas schließlich in den komplizierten Varianten und die Partie ging in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel über. Mit seiner Annahme des Remisangebotes musste Schwarz viel Kritik von seinen Mannschaftskameraden einstecken, aber objektiv war die Stellung Remis.
Durch Ninovs Ausbleiben hatten sich die Chancen auf Punkte für Martin Schmidt (1) gegen Oliver Breitschädel sicherlich erhöht – aber ebenso erhöhte sich natürlich auch der Druck. Das Königskind hatte immer eine gewisse Iniative, aber eigentlich nicht mehr. Im Gegenteil, viermal hätte der Reutlinger in großen, am Ende sogar entscheidenden Vorteil kommen können – kurioserweise alle Male mit demselben Zug. So nah liegen Freud und Leid manchmal zusammen. In dieser objektiv haltbaren Stellung stellte sich der Reutlinger dann aber zu passiv hin und gab auf, als klar wurde, dass die beiden weißen Freibauern nicht zu stoppen waren. In der letzten laufenden Partie des Tages gab Martin Häcker (6) dann gegen Bernd Hamann auf, aber im Wissen dass seine Mannschaft bereits den Sieg klargemacht hatte.
Ein schlussendlich doch überraschender (trotz dem Zweckoptimismus im Vorfeld) aber trotzdem ungemein wichtiger Sieg. Wir können damit die rote Laterne an Urach abgeben, sind auf Augenhöhe mit den anderen Konkurrenten gegen den Abstieg und haben unser Schicksal in unserer Hand.

v.l.n.r.: Julius, Matthias, Martin S., Marius, Yannik, Martin H.