Aufgerappelt und Aufgestiegen!

Landesliga 9.Runde: SV DT Esslingen – SG Königskinder Hohentübingen 2:6

Einen Mannschaftspunkt Vorsprung hatten wir noch vor unseren Dauerkonkurrenten aus Neckartenzlingen, aber ein wenig verunsichert waren wir schon nach der Niederlage gegen Kirchentellinsfurt. Und die Esslinger waren ja auch nicht gerade als Fallobst bekannt. Noch dazu waren drei Spieler der Mannschaft (der frischgebackene U18-Meister Nils sowie die Betreuer Heiner und Bernd) davor fünf Tage lang bei der Württembergischen Meisterschaft im Einsatz gewesen – hatte sich das irgendwie ausgewirkt? Man musste einfach mal sehen und das beste hoffen.

Schon nach einer Stunde und gerade mal sieben gemachten Züge musste Matthias Hönsch (Brett 1) das Remis gegen Heinz Englmeier unterschreiben. Matthias wollte eigentlich mit Weiß mehr zeigen, lief aber in eine fiese Falle und hätte der Zugwiederholung nur unter dem Preis einer schlechten Stellung ausweichen können. Jörg Jansen (5) und Martin Schmidt (2) hatten dagegen bei ihren Unentschieden gegen Andreas Kiefer und Jürgen Rau keine so gute Ausrede. Aber beide Stellungen waren irgendwie unangenehm, der Gegner hatte das Remis angeboten und die Königskinder an den anderen Brettern standen zusehends besser. Also der Friedensschluss. Ebenfalls früh beendete Bernhard Homa (4) seinen Arbeitstag. Hier war allerdings schon deutlich mehr los. In der Eröffnung griff Udo Scharrer daneben und verlor einen Bauern, der allerdings ein wenig schwächlich war, außerdem war Bernhards Stellung auch ein wenig unterentwickelt. Am Ende ging der Bauer wieder verloren und beide Seiten wollten die Stellung nicht mehr weiterspielen.

Danach ging die Post ab. Lauritz Jansen (3) kennt seine Angriffsstellungen aus dem Effeff und kann sie wahrscheinlich wohl auch im Schlaf herunterspielen. Er zauberte mit natürlichen Zügen eine wundervolle Angriffspartie aufs Brett, der etwas passiv spielende Günter Kunert hatte nichts entgegenzusetzen. Läufer, Springer und Dame sowie ein nachrückender Turm schlugen auf die schwarze Königsstellung ein, die schließlich zusammenbrach. Ein Figurenrückopfer hatte lediglich den Effekt, dass die Leiden etwas verlängert wurden. Auch Heiner Uhlig (7) spielte auf Angriff, schob seine Bauern nach vorne und ließ Hans Schreiber immer mehr verzweifeln. Eine nette Kombination mit einem stillen Zug, der undeckbar Matt drohte, beendete den Kampf.

Eine Partie wie aus einem Guss gelang Bernd Staufenberger (6) gegen Michael Ramin. Bernd zeigte sich nach fünf anstrengenden Tagen konzentriert wie zu seinen besten Zeiten, übernahm mit Schwarz die Kontrolle im Zentrum und zerstörte dann den weißen Königsschild. “Der König haut jetzt ab, ich weiß nicht, wie man ihn aufhalten sollte” meldete Lauritz – Bernd fand den Weg! Und unser neuer Meister? Tatsächlich war die Partie von Nils Müller (8) die einzige, in der die Esslinger gute Chancen hatten. Eine komplexe Eröffnung kippte zu einem unangenehmen Mittelspiel und Nils musste die Qualität geben bei beiderseitig offener Königsstellung. Bei knapper Bedenkzeit übersah Franz Speicher (für ihn) unglückseligerweise, dass ein vom Springer geschlagenes Bäuerlein einfach gedeckt war und hatte auf einmal zwei unglücklich stehende Türme gegen einen mächtigen Zentralturm und zwei koordinierte Figuren. Nils brachte das ohne größere Probleme nach Hause.

Ende gut, alles gut. Mit einem souveränen Sieg bewies die Mannschaft wieder einmal Moral. Die wird sie in der Verbandsliga Süd im nächsten Jahr auch bitter nötig haben, da sich bereits ein gewisser Spielermangel abzeichnet und es noch nicht klar ist, wer diesen füllen kann… An diesem Sonntag ließen wir uns von solchen Gedanken aber nicht die Laune verderben, ließen das Spiel und die Saison in einem netten italienischen Lokal Revue passieren und tüftelten an der nächsten Saison herum.
Die Schlussworte der Saison gehören dem Mannschaftsführer Michael:

Mit dem Saisonverlauf können wir insgesamt sehr zufrieden sein. Zu Beginn spürte man noch ein wenig die Verunsicherung aus der Abstiegssaison, aber mit den Erfolgserlebnissen (obwohl gegen deutlich schwächere Mannschaften erzielt) kam das Selbstvertrauen zurück. Wie souverän die Punkte eingefahren wurden, war teilweise schon beeindruckend. Es war zudem eine sehr geschlossene Mannschaftsleistung: Jeder Stammspieler erzielte mehr als 60 Prozent! Am meisten Punkte sammelte Nils, der mit 7/8 der zweitbeste Scorer der gesamten Liga wurde.
Als “Fluch der guten Tat” warten nun wieder deutlich anspruchsvollere Spiele in Ulm, Langenau oder gar Weiler im Allgäu (an der österreichischen Grenze!), aber diese Herausforderung hat natürlich auch ihren Reiz.
Zum Schluss ein virtueller Applaus für die Schönbucher, die gegen uns brav 0:8 verloren und wie ein sicherer Absteiger aussahen, nur um direkt danach unsere Aufstiegskonkurrenten auszubremsen und doch noch den Klassenerhalt zu schaffen. Gratulation, toll gemacht!

Aufstiegsfoto
Die erste Mannschaft vor dem dicken Turm von Esslingen.
v.l.n.r.: Bernhard, Jörg, Lauritz, Heiner, Matthias, Martin, Bernd, Nils. Es fehlen die Stammspieler Michael und Kai.

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