Landesliga 2014/15 (2)

Nach drei sowohl für das Team als auch für mich eher schwerfälligen Auftaktrunden brachte der vierte Spieltag der Landesliga nun doch ein klares Bild in die Tabelle. Der hohe Auswärtssieg bei der zugegebenermaßen nicht übermächtig starken Reutlinger „Zweiten“ bescherte uns eine komfortable Tabellenführung vor der sechswöchigen Weihnachtspause, allerdings haben die beiden Verfolger Neckartenzlingen und Ostfildern ebenfalls noch realistische Titelchancen, zumal wir wohl bis zum Saisonende personell auf Kante genäht sein werden.

Meine eigene Partie gegen Frank Hablizel verlief tatsächlich eher undramatisch, zeigte aber doch einige interessante Feinheiten und für mich endlich auch mal wieder einen Weißsieg.

Hönsch,Matthias – Hablizel,Frank [E94]

Reutlingen 2 –KK Hohentübingen [1], Landesliga 201415, 07.12.2014

1.Sf3 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.d4 0–0 6.Le2 e5 7.0–0 Sa6 8.Le3 De7 9.Dc2 c6

hh1

Trotz der nicht ganz buchgerechten Zugfolge (diese dient übrigens dem Anziehenden zur Vermeidung der Grünfeld-Verteidigung) ist nun eine nicht untypische Stellung des klassischen Königsinders entstanden. Nach meinem Empfinden passen die Ideen von Sa6 und De7 hier nicht so richtig zusammen, weshalb ich hier auch intensiver zu überlegen begann. An die Theorie konnte ich mich nicht mehr erinnern, denn es gibt auch keine – lediglich eine bis dato bekannte Partie Shulman – Kozul von der Schacholympiade Moskau 1994, in der Weiß nach 10.Tad1 Lg4 11.Tfe1 Sh5 später das Mittelspiel verdarb. Es gibt aber tatsächlich eine pointierte Zugfolge, um den Aufbau mit Sa6 und De7 in Frage zu stellen, die beispielsweise bei schwarzem Damenspringer auf d7 nie sinnhaft wäre.

10.c5! dxc5 (so gut wie erzwungen, denn 10… exd4 scheitert an 11.cxd6 Dxd6 12.e5) 11.dxe5 Sg4 12.Lg5 Dc7 13.Lxa6 Der Abtausch darf nicht warten, da Schwarz sonst b7-b6 oder sogar b7-b5 spielen kann. Nun hat Weiß rechnerisch zwar einen Bauern weniger, der schwarze Mehrbauer ist jedoch strategisch wertlos wogegen der Weiße sowohl im Zentrum als auch am Damenflügel Perspektiven hat. 13… bxa6 14.Tad1 (Weiß nimmt das Feld d4 unter Kontrolle, um nach möglichem f2-f4 Schachgebote auf d4 zu vermeiden.) 14… Sxe5 15.Sxe5 Lxe5 16.h3! (hier viel stärker als 16.f4 Ld4+) Tb8 17.Le3

hh2

Das Problem von Schwarz ist weniger die direkte Drohung Lxc5 als der strategische Plan mit Sa4, b3 und weiterer Einschnürung am Damenflügel. Kollege Compi sieht Weiß nur moderat im Vorteil und empfiehlt 17… Da5 18.Sa4 c4, nach 19.Lc5 Te8 20.f4 Lc7 21.Dxc4 hat der Anziehende aber seinen Bauern bei beständigem Vorteil zurück gewonnen und übt weiter Druck aus. Aus „menschlicher“ Sicht ist die schwarze Stellung aber recht undankbar, weshalb mein Gegner unter Rückgabe des Mehrbauern nach Vereinfachungen suchte.

17… Ld4 18.Lxd4 cxd4 19.Txd4 Db6 20.Td2 Le6 21.b3 Tfd8 22.Tfd1 Txd2 23.Txd2 Td8 24.Sa4 Da5 25.Txd8+ (hier hätte 25.Dc3! noch ein Tempo gewonnen) 25… Dxd8 26.Sc5 Lc8 27.Dc3!

hh3

Mit leichter Verspätung erreicht die Dame c3 und verstärkt so die Kontrolle über die schwarzen Felder. Zunächst wollte ich dadurch die Bauernmehrheit am Königsflügel mittels f4 und e5 voran bringen, um dann ggf. den Springer über e4 nach d6 oder f6 zu überführen. Das brächte aber dem derzeit wirklich schlechten Läufer auf c8 wieder Freiräume. Deshalb erschien mir zunächst die Festlegung mit b4 und a3 sinnvoller, um dann möglicherweise durch Dd3 ein Endspiel Springer gegen Läufer zu erzwingen, bei dem der weiße König über d4 entscheidende Wirkung entfaltet. Gibt es darüber hinaus noch einen „Plan c“? Ja – er besteht darin, abzuwarten bis sich Schwarz selbst weiter schwächt ….

27… Dd1+ 28.Kh2 Dd6+ 29.g3 f6? (also Plan c – Schwarz möchte e4-e5 erschweren, schafft sich dadurch aber andere Schwachstellen am Königsflügel) 30.b4 h5 31.h4 Kg7 32.a3 Kf7 (Das Gegenspiel 32…Lg4 33.De3 Dd1 verpufft nach 34.Sd3 Lf3 35.Se1, aber auch die Partiefortsetzung verliert)

hh4

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